Das vierte Kapitel: Über innere Freiheit (kayifalya)
Dr. Ronald Steiner
Ungewöhnliche Fähigkeiten (siddhi) entstehen von Geburt aus (janma), durch Heilkräuter (oṣadhi), durch heilige Sprüche (mantra), durch Askese (tapas) und durch Zustände vollständige Erkenntnis (samadhi).
Dr. Ronald Steiner
Die übernatürlichen Vollkommenheiten können beruhen auf Angeborensein, Heilkräutern, Zaubersprüchen, Askese und Versenkung. [Das letzte ist der Fall beim Yogin.]
Paul Deussen - 1921
Perfection are produced by birth, herbs (of mysterious virtue) incantations, penances and meditations.
James R. Ballantyne - 1852
Der Wandel (pariṇāma) in eine andere Lebensform (jāti) [entsteht] aus der Fülle der Urnatur (prakr̥ti)x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Was ist eine Lebensform (jāti)? A) Ein neues Lebewesen das aus den Bestandteilen der Natur gebildet wird. |
Dabei entspringt seine Umwandlung in eine andere Geburt [möglicherweise: in eine andere Kaste] aus einer Überfülle seiner eigenen Natur.
Paul Deussen - 1921
The change into another class is from the supply of nature.
James R. Ballantyne - 1852
Für [diesen Wandel (pariṇāma)] der Urnatur (prakr̥ti) [in eine neue Lebensform (jāti) ist] das vorherige Handeln (nimitta) nicht impulsgebend (aprayojaka). Vielmehr [ist es das Nimitta das,] wie ein Bauer, der den Damm [zur Bewässerung seiner Felder] durchbricht x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Woher kommt der Impuls für das Entstehen dieser neuen Lebensformen? A) Ist es ein Yogi, der durch seine übernatürlichen Kräfte (siddhi) die Urnatur (prakr̥ti) wie ein Bauer beeinflusst, und so neuen Lebensformen eine Richtung gibt. Diese neuen Lebensformen entstehen also nicht basierend auf vorhergegangenem Handeln, denn sie entstehen ja neu. |
Hingegen sind für die [schöpferisch sich betätigenden] Naturen [der Yogin’s] ihr nimittam (ihre Werke in einem frühern Dasein) nicht das Bewirkende, doch kann es mitbehilflich sein zur Durchbrechung der Hindernisse, wie bei dem [das Feld bewässernden] Bauern.
Paul Deussen - 1921
The occasional is the non-efficient cause of natures thereby there is removal of obscurations, in the case of a husbandman (who removes impediments to the irrigation of his fields).
James R. Ballantyne - 1852
Alleine aus dem Ich-Bewusstsein (asmitā) [ist die] Bildung von [neuen] Wahrnehmungsräumen (citta)[, in den neuen Lebensformen, bedingt]x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Wie bekommen diese neuen Lebensformen einen eigenen Wahrnehmungsraum? A) Das Ich-Bewusstsein (asmitā) des durch seine übernatürlichen Kräfte (siddhi) die neue Lebensform schaffenden Yogis bedingt die Bildung eines neuen Wahrnehmungsraum (citta). |
Die [vom Yogin bei Vervielfältigung seines Leibes] geschaffenen Citta’s entspringen nur aus seiner Ichwesenheit.
Paul Deussen - 1921
The minds in the productions (ensue) from mere egotism.
James R. Ballantyne - 1852
A & B: In den getrennten (bhede) Bestrebungen (pravr̥tti)[, der vielen Lebensformen, bleibt] der eine [verursachende] Wahrnehmungsraum (citta) der Antreibende der vielen [neu erschaffenen Wahrnehmungsräume (citta).
Dr. Ronald Steiner
C: Solange [diese] Trennung des Bestrebens (pravr̥tti)[, der vielen Lebensformen besteht, bleibt auch der stets] antreibende Wahrnehmungsraum (citta) [getrennt von den anderen Wahrnehmungsräumen (citta) anderer Lebensformen]. Er ist [also] einer unter den vielen x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Wer ist der wahrnehmende dieser vielen Wahrnehmungsräume? A) Wenn ein Yogi durch seine übernatürlichen Fertigkeiten (siddhi) eine neue Lebensform mit einem neuen Wahrnehmungsraum (citta) erschaffen hat, dann ist dessen Wahrnehmungsraum (citta) der Wahrnehmungsraum der die anderen bedingt. |
Bei Verschiedenheit der Funktionen [dieser verschiedenen Leiber] ist das antreibende Cittam der vielen das eine [ursprüngliche Cittam].
Paul Deussen - 1921
In different activities of (those numerous (minds) one mind (of the ascetic) is the moving cause.
James R. Ballantyne - 1852
Von diesen [fünf Arten ungewöhnliche Fertigkeiten (siddhi) zu erlangen] ist [nur eine, nämlich die] aus Versenkung (dhyāna) entstandene, ohne Einlagerung [im individuellen Ego und damit nicht dem motivierten Handeln (karma) zugehörig]x.
Dr. Ronald Steiner
Der in der Versenkung (dhyāna) entstehende [Wahrnehmungsraum (Citta) ist] ohne Sitz [im individuellen Ego]x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Vyāsa-s Kommentar legt nahe, dass sich dieser Satz wieder auf den ersten Satz des vierten Kapitels bezieht. Hier werden fünf Arten beschrieben ungewöhnliche Fertigkeiten (siddhi) zu erlangen:
Die Versenkung (dhyāna) führt (siehe YS Kapitel 2 und 3) zur absoluten Erkenntnis (samādhi). Folglich bezieht sich dieser Satz auf diesen fünften Weg. Wenn wir Vyāsa-s Kommentar ignorieren könnten wir auch ganz allgemein übersetzen: Durch Versenkung [entsteht ein Wahrhnehmungsraum (citta) ohne Sitz [im Ego]. Wir kommen durch Versenkung also von unserer individuellen Anschauung zu einer objektiven Schau. Diese ist wiederum der Zustand von absoluter Erkenntnis (samādhi). |
Hierbei ist das durch die Meditation geschaffene [Cittam] ohne Werkresidua.
Paul Deussen - 1921
Among these (minds produced by birth etc. that which spring from meditations is without substratum.
James R. Ballantyne - 1852
Für einen Yogi (yogin) ist eine motivierte Handlung (karman) weder weiß noch schwarz. Für andere ist es von dreierlei Artx.
Dr. Ronald Steiner
x: | Vyāsa beschreibt in seinem Kommentar die drei Arten von Handlungen näher:
Letztendlich können wir nur dann weder weiß noch schwarze Handungen ausführen, wenn unser Wahrnehmungsraum nicht individuell ist. Also nicht durch das Ego bestimmt ist. Dieses Lösen von den Früchten einer Handlung ist ein wesentlicher Aspekt des Yogaweges, der auch in anderen Quelltexten (z.B. Bhagavad Gīta) auftaucht. |
Das Werk eines Yogin ist nicht weiß und nicht schwarz [jenseits von Gut und Böse], das der andern ist dreifach [weiß, schwarz und gemischt].
Paul Deussen - 1921
The work of an ascetic is neither pure nor dark and that of others is of three kinds.
James R. Ballantyne - 1852
Aus diesen [drei Arten von motiviertem Handeln (karma) erfolgt] allerdings nur die Manifestation [einiger] Neigungen (vāsanā), [nämlich] wie sie dem Heranreifen (vipāka) dieser [motivierten Handlungen (karma)] entsprechen x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Nicht jede Handlung trägt direkt ihre Früchte. Die Situation muss passen, so dass eine einmal gelegte Handlung sich als Resultat wieder zeigt.Viyāsa bezieht sich auf die Vorstellung einer Wiedergeburt. Wenn wir in einem Lebensumfeld geboren werden in dem nur bestimmte Erfahrungen möglich sind, dann können auch nur solche Erfahrungen heranreifen. Andere in vorherigen Leben gelegte Ursachen warten auf ein späteres Leben um heranzureifen. |
Aus diesen [guten, bösen und gemischten Werken] geht nur eine solche Manifestation der Werkresiduen [im neuen Dasein] hervor, wie sie der Heranreifung jener [Werke in einer frühern Geburt] entspricht.
Paul Deussen - 1921
Therefrom (results) manifestation of those mental despoints alone which are conformable to its fructification. # JB
Aufgrund der Formgleichheit von Erinnerung (smr̥ti) und Prägung (saṁskāra) stehen diese in ununterbrochener Folge, auch wenn sie durch Geburt (jāti), Ort (deśa) oder Zeit (kāla) getrennt [sein können x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Dies Sūtra lädt ein Erinnerung und Prägung miteinander zu vergleichen:
|
Obwohl [die Werke und ihre Residua] durch Geburt, Raum und Zeit voneinander getrennt sind, so besteht doch zwischen ihnen Kontinuität, weil die Residua [aus einem frühern Leben] identisch sind mit der [im gegenwärtigen Leben den Handlungen zugrunde liegenden, unbewußten] Rückerinnerung.
Paul Deussen - 1921
There is an immediacy among those (impressions) though intercepted by bank (in the scale of being) place and time, because the recollection and the train of selfreproductive impression are identical (that is they are not different).
James R. Ballantyne - 1852
Diese [Prägungen (saṁskāra) sind] ohne Anfang. [Sie entstehen] aus der Ewigkeit des Wunsches [nach Leben] x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Vermutlich ein Fehler in diesem Manuskript. Statt tāsām (gen pl f) sollte hier ein teṣām (gen pl m) stehen. Denn nur dann kann es sich auf die Prägungen (saṁskāra) beziehen. |
Diese [Residua der Werke] sind anfanglos, weil der [in ihnen sich bekundende] Wille von Ewigkeit her ist.
Paul Deussen - 1921
They have eternity because the benediction is enternal.
James R. Ballantyne - 1852
Durch den Zusammenhang im Bereich von Ursache (hetu) und Frucht (phala), Subjekt (aśraya) und Objekt (ālambana) [stellt sich] die Abwesenheit von diesen [Prägungen (saṁskāra) ein], wenn sich auch Abwesenheit von jenen [vier Faktoren: Ursache, Frucht, Subjekt und Objekt] einstellt.
Dr. Ronald Steiner
Weil die Werkresidua sich zusammensetzen aus der Grundursache (dem Willen), ihrer Frucht (den Werken), ihrem Substrat (der Person) und ihrer Unterlage (den Objekten), so kommen, wo diese [vier Faktoren] fehlen, auch sie [die Werkresidua] in Wegfall.
Paul Deussen - 1921
As (they are) collected by cause, effect, substratum and support (therefore) on non-existence of these, non-existence of the impressions takes place.
James R. Ballantyne - 1852
Vergangenheit und Zukunft existieren aus ihrer eigenen Form (svarūpa) heraus[, sie sind also gleichsam wie die Gegenwart real], weil eine Verschiedenheit (bheedat) in der zeitlichen Abfolge (adhvan) ihrer Merkmalsausprägung (dharma) [im Vergleich zur der Gegenwart besteht].
Dr. Ronald Steiner
Als vergangen und zukünftig besteht [das Cittam] seiner Natur nach [unverändert], und nur seine Äußerungen schlagen [je nach dem Lebenslaufe] verschiedene Wege ein.
Paul Deussen - 1921
That which is past and that which is to come does exist in its proper nature, for the course of properties is different.
James R. Ballantyne - 1852
Diese [drei - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - haben] als Essenz (ātman) die physischen Grundeigenschaften (guṇa), [diese sind teilweise] subtil (sūkṣma), [teilweise] manifestiert (vyakta) x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Ein Satz der einen Widerspruch zur Vedanta Philosophie deutlich macht. Prakrṭi wird im Grunde als Real gesehen, wenn auch stetig wandelnd und immer wieder neue Formen und Aufgaben annehmend. |
Diese [Äußerungen] sind teils offenbar, teils latent, da sie aus den [das Cittam und seine Äußerungen bedingenden und gleichfalls teils offenbaren, teils latenten drei] Guṇa’s entspringen.
Paul Deussen - 1921
These individualised and subtile (objects) consist of qualities.
James R. Ballantyne - 1852
Aus der Summe der Umwandlungen (pariṇāma) [entsteht] die Essenz eines Objektes (vastutattvam)x.
Dr. Ronald Steiner
x: | Aus den immer wieder gleichen Grundeigenschaften entsteht alles auf dieser Welt. So wie die immer wieder gleichen Lego-Bausteine verschiedenste Gebilde formen können. |
Aus der Einheit der Umwandlungen [welche die verschiedenen erkennenden Subjekte erfahren] ist zu schließen auf die Realität der objektiven Welt.
Paul Deussen - 1921
Unity of thing results from unity of modification.
James R. Ballantyne - 1852
Aufgrund der Verschiedenheit der [vielen] Wahrnehmungsräume (citta), während Gleichheit des [betrachteten] Objektes (vastu) [besteht, gibt es] eine unterschiedliche Entwicklung dieser Beiden[, also der Realität, bzw. Objekt, und dem Wahrgenommenen, bzw. dem Wahrnehmungsraum].
Dr. Ronald Steiner
x: | An sich ist jeder Mensch aus den gleichen Bestandteilen zusammengesetzt. Doch durch die unterschiedliche Umwandlung entsteht ein unterschiedlicher Citta. So geht jeder Mensch seinen individuellen Lebensweg. |
Weil die Identität des Objektiven die Citta’s [in den verschiedenen Subjekten] verschieden (sind, schlagen beide verschiedene Wege ein [kann sie Anschauung desselben Objektes eine verschiedene sein] x.
Paul Deussen - 1921
x: | Hier folgt bei Vyâsa das bei Bhoja fehlende Sûtram, welches eine Polemik gegen die Vedântalehre von der Idealität der Außenwelt enthält: na ca ekacitta-tantraṃ vastu, tad apramâṇakaṃ, tadâ kim syât, “Auch ist das Objekt nicht allein vom Bewußtsein abhängig, weil dies unbeweisbar ist; und was würde die Folge sein?” - Wir behalten im folgenden die Zählung des Bhoja bei. |
The course of these two (that is, the thing and the object) is distinct, for there is a diversity of thoughts regarding one thing.
James R. Ballantyne - 1852
Ein Objekt (vastu) ist auch nicht abhängig von einem einzigen Wahrnehmungsraum (citta). Das ist nicht beweisbar. Was würde dann geschehenx?
Dr. Ronald Steiner
x: | In einigen Manuskripten ist ced und teilweise auch vastu nicht enthalten. Die Übersetzung ändert sich dadurch nicht wesentlich. |
Der Satz lässt sich auf zwei Weisen verstehen:
- Objektpermanenz: Objekte existieren also aus sich heraus und nicht nur weil sie gesehen werden. Ein Baum, der im Wald umfällt, erzeugt das gleiche Geräusch beim Fallen, auch wenn niemand es hört.
- Verschiedene Perspektiven: Es gibt nicht nur ein einziges Wahrnehmungsorgan, wie das Advaita Vedanta vielleicht sehen würde, sondern verschiedene Wahrnehmungsorgane sehen ein und das gleiche Objekt auf unterschiedliche Weise.>
Auch ist das Objekt nicht allein vom Bewußtsein abhängig, weil dies unbeweisbar ist; und was würde die Folge sein x?
Paul Deussen - 1921
x: Übersetzung von Deussen in Fußnote zu Sutra 4.15 -- not translated --.
James R. Ballantyne - 1852
Nicht Erkennen (ajñāta) oder Erkennen (jñāta) eines Objektes (vastu) [findet statt,] weil ein Übersehen (apekṣitva) oder Einfärben (uparāga) durch dieses [Objekt] des Wahrnehmungsraumes (citta) [stattfindet].
Dr. Ronald Steiner
Weil das Cittam von dem Objekte erst überfärbt werden muß, ist das Objekt bekannt oder nicht bekannt.
Paul Deussen - 1921
An object is known or unknown to the mind inasmuch as the tint of the object is required (to it).
James R. Ballantyne - 1852
Die Vorgänge (vritti) im Wahrnehmungsraum (citta) [werden] erkannt, basierend auf der Unveränderlichkeit des Wesesenkerns (puruṣa), diesen mächtigen Gebieters.
Dr. Ronald Steiner
Die Funktionen des Cittam werden jederzeit erkannt, weil sein Gebieter, der Purusha, unwandelbar besteht.
Paul Deussen - 1921
The modifications of the mental states are always known, because the presiding spirit is not modified.
James R. Ballantyne - 1852
Aus der Sichtbarkeit [des Wahrnehmungsraumes (citta) folgt, dass dieser [Wahrnehmungsraum (citta)] nicht selbst strahlend[, also der Beobachter, ist].
Dr. Ronald Steiner
Das Cittam ist nicht selbst Licht, weil es nur Objekt ist.
Paul Deussen - 1921
It is not self-illuminative inasmuch as it is cognisable.
James R. Ballantyne - 1852
… und in einem einzigen Zeitpunkt (eka-samye) kann keine Funktionsübernahme (an-avadhāraṇa) von beiden [Aufgaben, nämlich Objekt und Subjekt der Wahrnehmung zu sein, bestehen].
Dr. Ronald Steiner
Auch läßt sich nicht behaupten, daß es gleichzeitig beides [Subjekt und Objekt] sein könne.
Paul Deussen - 1921
Attention of two (objects) cannot take place simultaneously.
James R. Ballantyne - 1852
… und weil das Erblicken eines anderen Wahrnehmungsraumes (citta) [das sehen] eines Verstandes (buddhi) durch einen anderen Verstand (buddhi) [wäre, führte das zu] einer Vermischung in der der gegenseitigen Erinnerung (smr̥ti).
Dr. Ronald Steiner
Könnte ein fremdes Cittam Objekt [des eigenen Cittam] werden, so würde es eine Buddhi der Buddhi geben, woraus zuviel folgen würde [man müßte dann auch den Inhalt der fremden Buddhi kennen], auch würde eine Vermengung der beiderseitigen Erinnerungen die Folge sein.
Paul Deussen - 1921
If one perception be cognisable by another then there would be the further necessity of cognition. And a confusion of recollection also would take place.
James R. Ballantyne - 1852
Wenn der unberührte Geist (citi) [- der Wesenskern (puruṣa) -] in die Form dieses [Wahrnehmungsraumes (citta)] übergeht, [entsteht] das Bewusstwerden der eigenen Vernunft (sva-buddhi).
Dr. Ronald Steiner
Indem der unwandelbare Purusha in die Gestalt seines Cittam eingeht, gelangt er zum Bewußtsein seiner eigenen Buddhi.
Paul Deussen - 1921
The self-knowledge of cognition takes place when the intelligence (soul) which is non-transeunt acquires the shape of understanding.#JB
Der Wahrnehmungsraum (citta) [ist] eingefärbt durch das sichtbare (dr̥śi) [Objekt (vastu)] und durch den sehenden (draṣṭr̥) [Wesenskern (puruṣa)]. [So ist der Wahrnehmungsraum (citta) in der Lage] alle Zwecke (sarva-artha) [zu erfüllen].
Dr. Ronald Steiner
Überfärbt von dem Purusha und dem Objekte, wird das Cittam fähig, alle Zwecke zu vollbrigen.
Paul Deussen - 1921
The thinking principle (i.e. intellect) tinged by the knower and the knowledge is the totality of objects.
James R. Ballantyne - 1852
Obwohl dieser [Wahrnehmugnsraum (citta)] durch unzählige Eindrücke (vāsanā) angefüllt (citra) [ist], [hat] er einen anderen Zweck (parārtha), durch die Veranlassung der Verbindung [von Wahrnehmungsraum (citta) und Wesenskern (puruṣa)].
Dr. Ronald Steiner
Obgleich das Cittam mit unzähligen Eindrücken erfüllt ist, dient es doch nur einem fremden Zwecke, weil es als ein Aggregat wirkt.
Paul Deussen - 1921
Though variegated by innumerable impressions (mental deposits) it exists for the sake of another because it operates in association.
James R. Ballantyne - 1852
Für den, der diese einzigartige Schau (viśeṣa-darśin) [erlangt hat], [entsteht] ein Verschwinden der Vorstellung (bhāvanā-nivr̥tti) an die Existenz eines Selbst (ātman-bhāvana).
Dr. Ronald Steiner
Für den, welcher die Verschiedenheit [des Purusha vom Cittam] erkennt, schwindet der Wahn, dass es [das Cittam] der tman sei.
Paul Deussen - 1921
The cessation of the (false) notion regarding the soul takes place in him who knows the difference.
James R. Ballantyne - 1852
Dann ist der Wahrnehmungsraum (citta) zur Unterscheidung (viveka) hin geneigt. [Er s besteht also] eine Neigung zur Befreiung (kaivalya).
Dr. Ronald Steiner
Dann wird das Cittam, durch diese Unterscheidung in Fluß gebracht, den Bergabhang der Erlösung hinabströmen.
Paul Deussen - 1921
Then the mind becomes deflected towards discrimination bowed down towards (or by) isolation.
James R. Ballantyne - 1852
Während der Pausen dieser [Unterscheidungskraft (viveka) bestimmen] andere [Inhalte] die Wahrnehmung (pratyaya), sie entstehen aus den Vorprägungen (saṁskāra).
Dr. Ronald Steiner
Während der Unterbrechungen dieser [Tätigkeit des Unterscheidens] entstehen anderartige Vorstellungen aus rückständigen Eindrücken.
Paul Deussen - 1921
In the intervals thereof other thoughts arise from the self-continuant impressions.
James R. Ballantyne - 1852
Die Beseitigung dieser [Vorprägungen (saṁskāra)], sagt man, [erfolgt] wie [die Beseitigung] der leidvollen inneren Kräften (kleśa).
Dr. Ronald Steiner
Die Überwindung derselben sowie der Plagen ist (2,10–11) besprochen worden.
Paul Deussen - 1921
The means of the avoidance of these are explained to be as in the case of the afflictions.
James R. Ballantyne - 1852
Wenn [jemand] sogar beim Anlegen keinen Gewinn [erwartet], wenn einer immer Einsicht in die Unterscheidungskraft (viveka) [kultiviert], entsteht die absolute Erkenntnis (samādhi) wie eine Wolke der Tugend (dharma).
Dr. Ronald Steiner
Für ihn, der auch bei Anlegung [seines Kapitals] keine Interessen erwartet, wird, da auf alle Weise die Unterscheidung aufleuchtet, der Samâdhi zu einer [Wohltaten herabregnenden] Wolke von Tugenden.
Paul Deussen - 1921
If the ascetic is not desirous of fruit (or is not inert) even when the perfect knowledge has been attained (then) the meditation (technically called) Dharma-megha, could of virtue takes place from the entire discriminative knowledge.
James R. Ballantyne - 1852
Dadurch [entsteht] ein Aufhören des motivierten Handelns (karma) und der leidvollen inneren Kräfte (kleśa).
Dr. Ronald Steiner
Dann werden Plagen und Werke zunichte.
Paul Deussen - 1921
therefrom takes place removal of the affliction works.
James R. Ballantyne - 1852
Wenn alle Unreinheiten (mala) und Bedeckungen (āvaraṇa) verschwunden [sind], [bleibt] wenig zu erkennen wegen der Unendlichkeit des Wissens (jñāna).
Dr. Ronald Steiner
Dann ist, wegen der Unendlichkeit seines von allen Hindernissen und Flecken befreiten Wissens, alles sonst zu Erkennende ohne Bedeutung.
Paul Deussen - 1921
Then from infiniteness of the knowledge free from the impurity of all its abscurations, the knowable appears small.
James R. Ballantyne - 1852
Weil der Zweck (artha~) erfüllt [ist], [entsteht] hierdurch eine Vollendung (~i~samāpati) des Weges der Umwandlungen (pariṇāma) der Grundeigenschaften der Natur (guṇa).
Dr. Ronald Steiner
Darauf erfolgt der Abschluß der Reihe der Veränderungen der Guṇa’s, da sie ihren Zweck erreicht haben.
Paul Deussen - 1921
Thereupon takes place the termination of the succession of the modification of the qualities which have done what was to be done (or which have realised their end).
James R. Ballantyne - 1852
Das Gegenteil des Augenblicks, der Gang (krama) [der Umwandlungen (pariṇāma) wird] am Ende (aparanta) der Umwandlungen (pariṇāma) erfasst.
Dr. Ronald Steiner
Als Gegenteil des Augenblicks wird dann die ganze Zeitreihe am letzten Ende der Veränderungen erfaßt (vgl. Bṛih. Up. 4,4,16).
Paul Deussen - 1921
The order is counterpart of the moment, perceptible in the latter end of the modification.
James R. Ballantyne - 1852
Wenn die Grundeigenschaften der Natur (guṇa) keinen Zweck (artha) für den Wesenskern (puruṣa) mehr haben, [ist] die Befreiung (kaivalya) die Rückkehr zum Urzustand (paratiprasava) oder [anders ausgerüdkt ist] die Kraft (śakti) des Wahrnehmens (citi) [dann] in seiner eigenen Form (sarūpa) ruhend.
Dr. Ronald Steiner
Die Rückströmung der von den Zwecken des Purusha freien Guṇa’s ist die Absolutheit, oder auch sie ist die in ihrer eigenen Natur verharrende Kraft des Geistes.
Paul Deussen - 1921
The re-absorption of those (qualities) void of the aim of the soul or the abiding of the powers of intelligence in its own nature, is isolation.
James R. Ballantyne - 1852
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