Indien war schon immer geprägt von vielschichtiger spiritueller Praxis, aber auch Bettlern die sich durch den Status eines Heiligen ihren Lebensunterhalt verdineten. Die Haṭha-Yogis versuchten sich von diesen abzugrenzen.

Dattatreyayogashastra
muṇḍitaḥNominativ Singular
muṇḍitaSubstantiv Maskulin
kahl geschoren
daṇḍaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
daṇḍaSubstantiv Maskulin
Stab
dhārīNominativ Singular
dhārinAdjektiv
tragend
Partikel
oder
kāṣāyaTatpuruṣa-Kompositum Instrumentalis
kāṣāyaSubstantiv Maskulin
orangene Kleidung
vasanaḥNominativ Singular
vasanaAdjektiv
gekleidet, einhgehüllt
api
apiPartikel
auch
Partikel
oder
nārāyaṇaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
nārāyaṇaSubstantiv Maskulin
der innere Lenker, Vi.s.nu, Nārāyaṇa
vadoNominativ Singular
vadaAdjektiv
sagend
Partikel
oder
api
apiPartikel
auch
jaṭilaḥNominativ Singular
jaṭilaAdjektiv
verfilztes Haar tragend
bhasmaBahuvrīhi-Kompositum
bhasmaSubstantiv Maskulin
Asche
lepanaḥNominativ Singular
lepanaAdjektiv
beschmiert

Kahl-geschoren, einen Stab tragend oder auch in orangene Kleidung eingehüllt, “Nārāyaṇa” sagend, verfilztes Haar tragend oder sich mit Asche beschmierend, ...

dvādaśaKarmadhāraya-Kompositum
dvādaśaZahlwort
zwölf
sthānaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
sthānaSubstantiv Maskulin
Ort, Platz
pūjaḥNominativ Singular
pūjaSubstantiv Maskulin
das Verehren
Partikel
oder
bahuKarmadhāraya-Kompositum
bahuAdjektiv
viel
vatsala
vatsalaAdjektiv
hingegeben sein
bhāṣitamAkkusativ Singular
bhāṣitaSubstantiv Maskulin
Gerede
kriyāTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
kriyāSubstantiv Feminin
Praxis, Ausführung
hīnaḥNominativ Singular
hīnaAdjektiv
mangelhaft, ungenügend
athavā
athavāAdverb
oder
krūraḥNominativ Singular
krūraAdjektiv
grausam
kathamAkkusativ Singular
kathaPronomen
wie?
siddhimAkkusativ Singular
siddhiSubstantiv Maskulin
Erfolg
avāpnuyāt3. Person Singular Optativ
avaPräfixāpVerbalwurzel
erreichen

…, das Verehren der zwölf Orte oder dem vielen Gerede verfallen sein. Ist die Praxis ungenügend, oder ist man grausam, wie ist es möglich Erfolg zu haben?

na
naPartikel
nicht
veṣaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
veṣaSubstantiv Maskulin
Tracht, Anzug
dhāraṇamAkkusativ Singular
dhāraṇaAdjektiv
tragend
siddheḥAblativ Singular
siddhiSubstantiv Feminin
hierdurch Erfolg
kāraṇamAkkusativ Singular
kāraṇaAdjektiv
bewirkend
na
naPartikel
nicht
ca
caPartikel
und
tatTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
tadPronomen
darüber
kathāNominativ Singular
kathāSubstantiv Feminin
Reden
kriyāNominativ Singular
kriyāSubstantiv Feminin
Praxis, Ausführung, Praktizieren
eva
evaPartikel
nur
kāraṇamAkkusativ Singular
kāraṇaSubstantiv Maskulin
bewirkend
siddheḥAblativ Singular
siddhiSubstantiv Feminin
hierdurch Erfolg
satyam Akkusativ Singular
satyaAdjektiv
wahr
eva
evaPartikel
wirklich
tu
tuPartikel
in der Tat
sāṁkr̥teVokativ Singular
sāṁkr̥tiSubstantiv Maskulin
oh Sāṁkr̥ti

Nicht durch das tragen von religiöser Kleidung entsteht Erfolg, und auch nicht durch darüber reden. Allein die Praxis bewirkt Erfolg. Dies ist in der Tat wahr, oh Sāṁkr̥ti.

śiśnaDvandva-Kompositum
śiśnaAdjektiv
Lust
udaraTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
udaraAdjektiv
Völlerei
arthaTatpuruṣa-Kompositum Ablativ
arthaSubstantiv Maskulin
Ziel, Zweck
yogasyaGenitiv Singular
yogaSubstantiv Maskulin
Yoga
kathāḥNominativ Plural
kathāSubstantiv Feminin
das Reden
yeNominativ Plural
yadPronomen
welche
veṣaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
veṣaSubstantiv Maskulin
religiöses Gewand
dhāriṇaḥNominativ Plural
dhārinSubstantiv Maskulin
Träger
anuṣṭhānaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
anuṣṭhānaSubstantiv Maskulin
Ausüben
vihīnāḥNominativ Plural
vihīnaAdjektiv
vollständig aufgegeben
tu
tuPartikel
fürwahr
vañcayanti3. Person Plural Indikativ Präsens
vañcVerbalwurzel
sie täuschen, sie führen in die Irre
jānanAkkusativ Plural
jānaSubstantiv Maskulin
die Menschen
kila
kilaPartikel
gewiss, ja

Es ist wahrlich bekannt, dass die Träger religiöser Gewänder, die über Yoga reden, aber auf Lust und der Völlerei abzielen und das Praktizieren von Yoga vollständig aufgegeben haben, die Menschen täuschen.

uccāvacaiḥInstrumentalis Plural
uccāvacaAdjektiv
mannigfaltige, verschiedenartige
vipralambhaiḥInstrumentalis Plural
vipralambhaSubstantiv Maskulin
durch Täuschungen
yatante3. Person Plural Medial Präsens
yatVerbalwurzel
sie verfallen
kuśalāḥNominativ Plural
kuśalaAdjektiv
gute, rechtschaffene, betriebsame
narāḥNominativ Plural
naraSubstantiv Maskulin
Menschen
yoginaḥNominativ Plural
yoginSubstantiv Maskulin
die Yogis
vayam Nominativ Plural
asmadPronomen
wir sind
iti
itiPartikel
Kennzeichen der wörtl. Rede
evam
evamPartikel
so, auf diese Weise
mūḍhāḥNominativ Plural
mūḍhaSubstantiv Maskulin
die Toren, die Narren
bhogaBahuvrīhi-Kompositum
bhogaSubstantiv Maskulin
Objekt der Lust, Objekt des Verlangens
parāyaṇāḥNominativ Plural
parāyaṇaSubstantiv Maskulin
das finale Ziel

Betriebsame Menschen verstricken sich in mannigfaltigen Täuschungen. Sie sagen: “Wir sind Yogis”. Sie sind bloß Narren, die letztlich auf weltlichen Genuß abzielen.

śanaiḥInstrumentalis Plural
śanaisPartikel
stufenweise, graduell, langsam
tathāBahuvrīhi-Kompositum
tathāAdverb
so, auf diese Weise
vidhān Akkusativ Plural
vidhaAdjektiv
beschaffen
jñātvāAbsulotiv
jñāVerbalwurzel
gewusst habend
yogaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
yogaSubstantiv Maskulin
Yoga
abhyāsaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
abhyāsaSubstantiv Maskulin
beharrliches Üben
vivarjitānAkkusativ Plural
vivarjitaAdjektiv
verlassen, aufgegeben
kr̥taBahuvrīhi-Kompositum
kr̥taPartizip Perfekt Passiv
gemacht, vollendet, passiert
kr̥taPartizip Perfekt Passiv
kr̥Verbalwurzel
gemacht, vollendet, passiert
kr̥Verbalwurzelmachen, tun
arthānAkkusativ Plural
arthaAdjektiv
Ziel, Zweck
vacanaiḥInstrumentalis Plural
vacaSubstantiv Maskulin
durch Worte
eva
evaPartikel
so, auf diese Weise
varjayet3. Person Singular Optativ
vr̥jVerbalwurzel
er möge vermeiden
veṣaTatpuruṣa-Kompositum Ablativ
veṣaSubstantiv Maskulin
religiöses Gewand
dhāriṇaḥNominativ Plural
dhārinSubstantiv Maskulin
Träger

Nachdem erkannt wurde, dass solche, die auf diese Weise beschaffenen sind, die Yogapraxis aufgegeben haben und nur durch Worte dem Ziel dienen (und nicht durch Praxis), soll man solche vermeiden die religiöse Gewänder tragen.

eteNominativ Plural
etadPronomen
diese
tu
tuPartikel
fürwahr
vighnaKarmadhāraya-Kompositum
vighnaSubstantiv Maskulin
Hindernis
bhūtāḥNominativ Plural
bhūtaSubstantiv Maskulin
Geschöpfe, Wesen
teNominativ Plural
tadPronomen Maskulin
diese, sie
yogaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
yogaSubstantiv Maskulin
Yoga
abhyāsasyaGenitiv Singular
abhyāsaSubstantiv Maskulin
der Praxis
sarvadā
sarvadāAdverb
immerzu, dauernd, immer, permanent, ständig
varjayet 3. Person Singular Optativ
vr̥jVerbalwurzel
er möge vermeiden
tān Akkusativ Plural
tadPronomen Maskulin
diese
prayatnenaInstrumentalis Singular
prayatnaSubstantiv Maskulin
mit Bemühung
īdr̥śīNominativ Singular
īdr̥śīSubstantiv Feminin
Verhalten
siddhiTatpuruṣa-Kompositum Upapada-Kompositum
siddhiSubstantiv Feminin
Erfolg
Verbalwurzel
hervorbringen
kriyāNominativ Singular
kriyāSubstantiv Feminin
Handlung, Tun, Ausführung

Diese Geschöpfe sind wahrlich permanent ein Hindernis für die Yogapraxis. Man möge sie nach bestem Bemühen vermeiden. Dieses Verhalten führt zum Erfolg.

Die äußeren Zeichen zählen nicht

Für den inneren Weg zur Selbsterkenntnis sind äußere Zeichen nicht relevant. Menschen die sich mit den äußeren Zeichen eines spirituellen Weges umgeben nutzen diese oft nur als Statussymbol. Auch heute nutzen einige Menschen Yoga als äußeres Image. Sie achten darauf ihre Yogamatte möglichst sichtbar zu tragen, das posten von Yogahaltungen im Internet wird wichtiger als die Praxis, und natürlich kleidet sich ein “echter” Yogi nur in der neuesten Yoga-Kleidung. Zu Zeiten von Dattātreya sahen die äußeren Zeichen etwas anders aus:

  1. Kahl-geschoren,
  2. einen Stab tragend
  3. in orangene Kleidung eingehüllt,
  4. Nārāyaṇa” sagend,
  5. verfilztes Haar tragend
  6. sich mit Asche beschmierend,
  7. das Verehren der zwölf Orte
  8. dem vielen Gerede verfallen sein.

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